Ein "Gloria"-Ball für den Tango

Einstiges Kino als stilvoller Rahmen für Fans der Musik vom Rio de la Plata

VON HARALD RAAB, MZ, Dienstag, 01. April 2003

 

REGENSBURG. Tango ist mehr als ein Tanzvergnügen und mehr als eine exotische Musik aus einem fernen Land. Die TANGO-Werkstatt Regensburg mit Horst und Christiane Kröniger hat es wieder einmal mehr unter Beweis gestellt. Die Faszination ihrer Tango-Bälle hatte am vergangenen Wochenende ein glanzvolles Comeback.

Im 50er-Jahre-Charme des alten, neuen Gloria-Kinos fand als erste öffentliche Veranstaltung ein Tango-Ball in dem Rund des früheren Zuschauerraums mit seiner verspielten Eleganz mit Reminiszenzen an Petticoat und Nierentisch statt.

Tango ist längst keine Minderheitenveranstaltung mehr. Doch mit der Verbreitung verflüchtigt sich die Qualität - auch in Regensburg. Doch Christiane und Horst Kröniger, die Tango-Pioniere, die weit über Regensburg hinaus aktiv sind, garantieren das, was Tango als Basis haben muss: eine musikalische und tänzerische Tradition auf hohem Niveau. Erst hier, und eigentlich nur hier, kann von Tango-Kultur gesprochen werden.

Aus Buenos Aires waren zu diesem Tango-Ball das "Orquesta Tipica IMPERIAL" und das Tanzpaar Daniela und Armando gekommen. Wer die Veranstaltungen der TANGO-Werkstatt über Jahre beobachtet hat, wird bestätigen können, wie lebendig diese Kultur ist, wenn sie "Tango for Export", also das Klischee von Verruchtheit, Machos und hingebungsvolles Weibchengehabe, weit hinter sich lässt. Die Veteranen des Tangos mit zum Teil glanzvollen Namen werden immer mehr von der "Joven Guardia del Tango" abgelöst. Durchwegs junge Leute aus der "Academia Nacional del Tango" saßen da auf dem Podium. Dass immer mehr Frauen im Tango den Ton angeben, wurde hier deutlich. Nicht nur die drei Violinen waren fest in Frauenhand, auch unter den drei Musikern am Bandoneon war eine junge Frau.

Das "Orquesta Tipica IMPERIAL" ist den Ursprüngen des Tangos der 20er und 40er Jahre verpflichtet. Rhythmisch stark akzentuiert, sehr expressiv wird in sichtlicher Kommunikation mit den tanzenden Paaren gespielt. Man sucht und hat den eigenen Stil in der Weiterentwicklung der traditionellen Tango-Ästhetik gefunden. Die harmonischen und formalen Strukturen sind gleichermaßen einfach und kompliziert. Dieser Tango setzt auf seine Tanzbarkeit. Mit gleich großer Begeisterung wurde das Tanzpaar Daniela und Armando vom kritisch-kundigen Publikum gefeiert. In ihren Tänzen erzählen sie Geschichten - und das auch mit einem leicht ironischen Abstand zu Erwartungshaltungen. Ihre Bewegungssprache ist fröhlich, lebhaft mit vielen Sprüngen, gleichzeitig elegant, ohne die oft zur Schau gestellten Tango-Tristesse. - Regensburg hat wieder ein Tango-Ereignis gehabt.