Salon de Tango feierte mit einem Spitzenensemble aus Buenos Aires

15 Jahre TANGO-Werkstatt: Pioniersarbeit, Leidenschaft und Perfektion

 

von Juan Martin Koch

REGENSBURG. Wie schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als der europäische Tango-Boom an den Rio de la Plata, den Ort seines Ursprungs, zurückschwappte und dort im eigentlichen Sinne Salon-fähig wurde, war auch in den 80er-Jahren die europäische Szene maßgeblich an der Entwicklung des Tango zu einer internationalen Kulturform beteiligt.

Einen nicht unbedeutenden Beitrag hierzu können die Enthusiasten für sich beanspruchen, die vor genau 15 Jahren den ersten Salon de Tango in Regensburg, den „Tango Convent", auf die tanzwütigen Beine stellten und so eine der Urzellen der deutschen und europäischen Tangofamilie bildeten. Grund genug für Christiane und Horst Kröniger, die diese Aktivitäten mit der TANGO-Werkstatt bis heute fortführen, diesen Anlass, vor allem aber natürlich den Tango selbst mit einem Live-Salön angemessen zu feiern.

Mehr als ein Tanzstil

Christiane Kröniger betonte in ihrer kleinen Ansprache den Zusammenhalt der Szene in der Pionierzeit, der mit der von ihr herausgegebenen internationalen Zeitschrift „Tango Info" weiter gefördert und dokumentiert wurde. Das Anliegen der Werkstatt, den argentinischen Tango nicht als bloßen Tanzstil, als dekorative Schrittfolge kommerziell zu zelebrieren, sondern als eine Musik- und Tanzkultur mit einem spezifischen Verhältnis von Musik und Bewegung zu vermitteln, wird an Abenden wie diesen auf faszinierende Weise deutlich: Da sind die Besucher, die nicht selten durch die Schule der Krönigers gegangen sind und ihrer Tanz-Leidenschaft auf dem hohen Niveau frönen können, auf dem sie gerade stehen. Da zeigen Agustina Videla und Claudio Asprea als Geburtstagsüberraschung in zwei Schautanzeinlagen ihr verführerisches Können: hochprofessionell, hochartifiziell, aber eben auch mit der Ausstrahlung, die nur einer Kunstform eigen sein kann, die ihre kulturelle und musikalische Verwurzelung nicht verleugnet. Und natürlich ist da mit „Color Tango" ein Spitzenensemble aus Buenos Aires zu Gast, dem man zutrauen kann, den Tango auch als vitale Musikform ins 21. Jahrhundert mitzunehmen.

Dass ihr erster Bandoneonist und musikalischer Leiter Roberto Alvarez lange Zeit in Osvaldo Puglieses berühmtem Orchester gespielt hat, ist Pugliese-Nummern wie dem berühmten „La Yumba" natürlich anzumerken. Doch seine Kompositionen und Arrangements verraten immer auch das kreative Potenzial, das diese Musik selbst dort freisetzen kann, wo sie traditionsgebunden scheint. Das Keyboard, das die klassische Sextettbesetzung ergänzt, dient nicht der Verbreiterung der Klangfarbe - als solche ist es kaum wahrnehmbar -, vielmehr stützt es die harmonische Erweiterungen, die Alvarez immer wieder einstreut.

Zusammen mit den mächtigen und dunkel eingefärbten Verdichtungen des kompletten Apparates und den theatralisch zugespitzten Steigerungen am Ende einiger Nummern dürfte dies das Markenzeichen des instrumentaltechnisch selbstredend auf Spitzenniveau sich bewegenden Ensembles sein.

Die Begeisterung, zu der die Musiker gerade auch die Krönigers selbst mitrissen, war der schönste Dank an das Engagement der beiden. Ihnen und uns kann man man nur eine erfolgreiche Fortsetzung wünschen!