Wenn auch die Ohren Tango tanzen

Las Pibas aus Buenos Aires konzertierten in der Regensburger TANGO-Werkstatt

Von Matthias Köpf, MZ

REGENSBURG. Stolz und verwegen dreinblickende Männer mit Kontrabaß und Bandoneon, die sich mit Leidenschaft und Melancholie in die Wirtschaftskrise ergeben, das ist der Tango. Nun gibt es hier bei uns neuerdings auch schon fast Rezession und schon länger die Regensburger TANGO-Werkstatt in einem liebevoll dekorierten Souterrain-Studio in der Puricelli-Straße. Dort traten auf: Paulina Fain an der Flöte und Analia Goldberg am Piano, zusammen Las Pibas aus Buenos Aires, und sie hatten ihn dabei, den Tango: Ohne Männer, ohne Bandoneon, aber doch mit viel Leidenschaft.

Ungewöhnlicher als das Geschlecht der Musikerinnen, daran haben sich in den letzten Jahren sogar die Argentinier gewöhnt, ist die Besetzung als Duo. Die hat Las Pibas dazu gezwungen, sich alle Stücke selbst zu arrangieren: Vor allem die Flöte ist zwar eigentlich eines der ältesten Instrumente im Tango, wurde aber schon recht früh durch Geige und Bandoneon ersetzt und klingt für heutige Hörgewohnheiten fast ein bisschen zu lyrisch.

Für den Rhythmus und den entsprechenden Machismo war also hier das Piano zuständig: Immer wieder holte Analia Goldberg die verschleppten Takte aus der Tiefe der linken Hand, verzögerte wieder und setzte mit der Rechten sparsame Akzente als zweite und dritte Stimme. Paulina Fain folgte den Tempowechseln mit viel Gefühl und variierte die Themen mit großem Einfallsreichtum.

Zu der fraglosen technischen Virtuosität, die sich beide auch in einer klassischen Hochschulausbildung angeeignet haben, kam schon nach wenigen Minuten eine Spielfreude, die alle äußere Brillanz in den Hintergrund treten ließ. Vielleicht ist es das, was Goldberg mit dem Hinweis meint, dass man eine klassische Ausbildung zwar haben, aber dann erstmal schnell wieder vergessen und auf andere Art gebrauchen muss.

Das Repertoire der beiden, die auch mit anderen Gruppen schon in Regensburg waren und erst seit zwei Jahren als Duo auftreten, erstreckt sich von alten Tango-Klassikern über Astor Piazolla bis zu Zeitgenossen wie Alfredo Rubin, die ihnen besonders am Herzen liegen. Neben Tangos standen ältere und schnellere Milongas und dazwischen immer mal wieder ein Vals, der sich vom europäischen Walzer durch sein höheres Tempo und eine gewisse rhythmische Härte schon ein gutes Stück entfernt hat.

Besonders erfrischend wirkte dabei, dass Las Pibas allen Stücken und dabei besonders den Enden eine beträchtliche Portion Humor abgewinnen, was sonst in dieser Branche oft mit der angestrebten Leidenschaftlichkeit nicht vereinbar zu sein scheint.